Tschernobyl Ortstafeln
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Dieser Reisebericht über Tschernobyl entstand im September 2021,
also knapp 5 Monate vor dem  Einmarsch der russischen Armee
in die Ukraine.

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In der Nacht vom 26. April 1986 explodierte der Atomreaktor Nr. IV im Kernkraftwerk Tschernobyl in der (damaligen) russischen Republik Ukraine. Es war die grösste atomare Katastrophe des letzten Jahrhunderts.

Die Folgen:
Eine ausgedehnte radioaktive Staubwolke zog während Tagen über weite Teile Europas. In vielen Ländern wurden erhöhte Strahlenwerte gemessen. Landwirtschaftliche Produkte wurden kontaminiert und mussten vernichtet werden.

In der Umgebung des KKW evakuierten die Behörden nach der Katastrophe 239 Ortschaften, Weiler, Siedlungen und Höfe.

Die intensive, gesundheitsschädigende (und langfristig teils tödliche) Strahlung verunmöglichte den weiteren Aufenthalt der Bewohner in der betroffenen Zone. Weit über 300’000 Menschen verloren ihr Zuhause - für immer.

Im Foto oben die Namensschilder dieser Orte, die es nicht mehr gibt.

Luftaufnahme Schaden

Der zerstörte Reaktor IV nach dem Unglück 1986.
Leider ist die radioaktive Strahlung nicht sichtbar. Diese war enorm.

Unmittelbar rechts neben dem Kamin befand sich der damals weiterhin aktive (!) Reaktor III. Dieser und zwei weitere (rechts, ausserhalb des Fotos) blieben noch mehrere Jahre in Betrieb und erzeugten Elektrizität.

Flagge

Die Flagge der Ukraine mit Wappen.

Die Ukraine:
Fläche: 604’000 km²
ca. 37 Mio Einwohner (2023)

Seit dem 24. August 1991 eine souveräne, unabhängige Republik.

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Übersichtskarte der Region

BELARUS = ehemals Weissrussland, Ebenfalls seit 1991 ein unabhängiger Staat.

Nach der Katastrophe:
Zwei Sperrzonen mit einem Radius von 10 km und 30 km wurden eingerichtet. Diese radioaktiv verseuchten  Zonen bestehen immer noch - und werden es noch lange bleiben.

-  30-km-Sperrzone
    In dieser ist dauerhafter Aufenthalt nicht gestattet.

-  10-km-Sperrzone
     Auch hier ist dauerhafter Aufenthalt natürlich verboten. Nach wenigen Arbeitstagen müssen die Be-
     schäftigten die 10-km-Sperrzone aus Strahlenschutzgründen jeweils für einige Tage verlassen.

Im und rund um das ehemalige KKW sind heute (2021) weit über 1’000 Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker und viele andere Arbeiter beschäftigt. Die Reaktoren müssen immer noch überwacht werden. Der Abbau des explodierten Reaktors ist kompliziert.

Luftaufnahme KKW-Areal

Luftaufnahme der wichtigsten Teile des riesigen KKW-Areals (Stand ca. 2021).

Unter der runden Kuppel befindet sich der zerstörte Reaktor IV. Die drei anderen Reaktoren (I, II und III) sind jeweils rechts am 800 m langen Gebäude angebaut.

Oberhalb der Eisengitter-Eisenbahnbrücke (Bildrand unten) stehen die im Vergleich zu den Reaktorgebäuden klein wirkenden Verwaltungs- und Betriebsgebäude.

Am Horizont im Wald sind Häuser der Stadt Prypjat zu erkennen.

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Der Checkpoint Dytyatky (АГІТПУНКТ) bei der 30-km-Sperrzone.

Der Zugang zu den beiden Sperrzonen wird kontrolliert und ist (zumindest für Ausländer) nur unter Vorlage des Passes, einer Bewilligung der Behörden und in Begleitung eines zertifizierten Guides gestattet.

Selbst ist es kaum möglich, die notwendige Genehmigung (in ukrainischer Sprache) zu erhalten. Spezialisierte Tourenveranstalter sind in Kiew zu finden.

Wohnhaus in der Sperrzone.

Lediglich einige illegale Rückkehrer (meist ältere Leute) haben sich in der Sperrzone in ihren ursprünglichen Wohnhäusern nieder-
gelassen.

Dies ohne Bewilligung, aber mit Duldung der Behörden.

Ehemaliger Dorfladen in der Sperr-
zone.

Die Natur hat sich das Terrain wieder zurückgeholt.

Spezieller LKW, der für die Aufräumarbeiten eingesetzt wurde.

Nach der Katastrophe wurde die nahe gelegene Arbeiterstadt Prypjat gesäubert.

Alle Gebäude wurden gereinigt, die Beläge von Strassen und Plätzen erneuert, Büsche und Bäume umgeholzt, alle Tiere getötet, die oberste Erdschicht grossflächig abgetragen und auf Deponien verfrachtet.

Sämtliche Fahrzeuge wurden verschrottet meist aber vergraben.

Ein riesiger Aufwand mit wenig Nutzen:
Die Stadt Prypjat blieb unbewohnbar!

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Die Wirkung der radioaktiven Strahlung auf den Menschen wird seit 1978 in Sievert (Sv) - resp. einem Bruchteil davon - gemessen.

-  Millisievert (mSv)    =  1 Tausendstel Sievert
-  Mikrosievert (µSv)  =  1 Millionstel Sievert

Nebst der Intensität der Strahlung ist die Exposition - also die Dauer, wie lange die Person der Strahlung ausgesetzt war - von entscheidender Bedeutung.

NB:
Früher erfolgte die Strahlenmessung mit der physikalischen Einheit Becquerel.

Infos zur täglichen Strahlenbelastung:
 pfeil_0228c8  Strahlung in der Natur

Grafik: Wikipedia

Beispiele der Strahlenbelastung im täglichen Leben.

Auch heute noch gibt’s in den Sperrzonen Stellen mit erhöhter Strahlung. Die ausgebildeten Guides kennen diese “Hotspots” bestens.

Betreffend Strahlung:
Hier die  pfeil_0228c8  Einschätzung eines ehemaligen Kernphysikers der ETH Zürich und des PSI (Paul-Scherrer-Forschungs-
Institut) in Würenlingen.

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Während der Dauer des Aufenthalts in den beiden Sperrzonen ist das Tragen eines Dosimeters Pflicht. Dieses wird beim verlassen der Sperrzonen kontrolliert.

Bei der Führung im ehemaligen KKW gibt’s ein zweites, personalisiertes Dosimeter. Dieses wird am Ende des Rundgangs ausgewertet und das Resultat (die Strahlenbelastung) dokumentiert.

Nebenstehend mein Zertifikat für die gesamte Aufenthaltsdauer im KKW (es waren ca. 5 - 6 Stunden) = 0,02 mSv (Millisievert). 

Handelsübliches Dosimeter zur Messung der radioaktiven Strahlung.

Gibt’s auch in bei uns für wenig Geld zu kaufen, z.B. bei Amazon, ebay, Pearl u.a.

Das Gerät im Bild zeigt 1.06 µSv pro Stunde an.

Ergo:
Keine akute gesundheitliche Gefährdung.  emoji_dx

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Warnschild beim Checkpoint Dytyatky (АГІТПУНКТ).

Links:
-  Warnschilder beim “roten Wald”. Diese Gegend unmittelbar beim KKW
   wurde sehr stark verstrahlt. Die Blätter der Bäume verfärbten sich rot -
   daher der Name.

   Auch heute noch ist die Strahlung hier erhöht, ein längerer Aufenthalt
   ist nicht zu empfehlen.

-  Ehemalige, restaurierte Polizeiwache mit aufgehübschtem Einsatz-
   fahrzeug (lizenzierter Nachbau eines FIAT 124).

Tschernobyl in den Medien

Auch in den Medien - nicht zuletzt infolge der Besetzung durch das russische Militär im Frühjahr 2022 - ein nicht versiegendes Thema.

Bei ZDFInfo gab’s z.B. 2023/2024 eine umfassende TV-Doku zu Tschernobyl. Bei ORF im Oktober 2024 eine 4-teilige Serie zum Unglück. Auch 2025 war Tschernobyl ein Thema im TV.

Rechts:
-  Midnight in Chernobyl (gibt’s auch in deutsch)

   Ein akribisch recherchiertes Sachbuch über die Katastrophe
   und deren Hintergründe. Mit Bildteil.

   Basierend auf Interviews, Sichtung von Akten und Protokollen
   sowie Aussagen Betroffener. Spannend geschrieben.

CD-Titel
Buchtitel

TV-Serie in 5 Episoden von HBO/SKY, verfilmt 2019.

Eindrückliche Serie über die Katastrophe, deren Auswirkungen und die davon betroffenen Menschen.